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Neue Drohne für die UG-ÖEL NEW

Von Vermisstensuche bis Brandeinsatz: Das kann die neue Drohne der UG-ÖEL im Landkreis Neustadt/WN

Vermisstensuche, Brände, Katastrophenfall: Die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung, kurz UG-ÖEL, ist im Landkreis Neustadt/WN unterwegs, um bei Einsätzen zu unterstützen – seit kurzem auch mit einer hochmodernen Drohne.

Manuel Bock stellt die 3,2 Kilogramm schwere Drohne auf eine quadratische Start- und Landematte. Er befestigt den Suchscheinwerfer, die Kamera mit 200-fach-Zoom und drückt auf Start. Sofort ertönt ein lautes Summen, das an einen Bienenschwarm erinnert. Doch das Geräusch ist nicht lange auf dem Stützpunkt der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung, kurz UG-ÖEL, in Altenstadt zu hören. In Sekundenschnelle fliegt die Drohne in die Höhe. Sofort überträgt sie gestochen scharfe Luftaufnahmen von Altenstadt und Neustadt auf die Fernbedienung, mit der Bock das Gerät steuert. Gregor Neumeier, stellvertretender Leiter der UG-ÖEL, verfolgt die Bilder auf einem mobilen Bildschirm einige Meter entfernt, „den wir auch im Einsatz dabei haben werden“, sagt er.

Vor wenigen Tagen übergab Landrat Andreas Meier die 26.000-Euro-Drohne
an die Unterstützungsgruppe, die sie künftig bei Einsätzen im kompletten
Landkreis Neustadt/WN „und manchmal auch darüber hinaus“ unterstützen
soll. „Die Drohne ist eine große Bereicherung für unsere Arbeit. Sie
hilft uns unter anderem bei der Lageerkundung und bei der Dokumentation
von Einsätzen“, sagt Bock, der die UG-ÖEL seit 2018 leitet.

Überblick für Rettungskräfte

Die Aufgaben der UG-ÖEL mit ihren aktuell 26 Mitgliedern sind vielfältig. „Wir unterstützen die jeweilige Einsatzleitung vor Ort bei größeren Schadenslagen. Gleichzeitig dokumentieren wir den Einsatz und organisieren die Funkabwicklung. Zusätzlich führen wir eine Lagekarte am Einsatzort, damit alle Rettungskräfte einen umfangreichen Überblick bekommen“, sagt Bock. Nicht jeder kann Mitglied der UG-ÖEL werden. „Man muss sich aktiv in einer Hilfsorganisation im Landkreis engagieren, etwa bei der Feuerwehr oder beim Roten Kreuz, und die entsprechende Ausbildung absolviert haben“, schildert Neumeier.

Im Schnitt rückt die Unterstützungsgruppe, die auf den Katastrophenschutz spezialisiert ist, 25 mal pro Jahr aus. „Da es bei uns glücklicherweise sehr selten zu Katastrophenfällen kommt, unterstützen wir meist Feuerwehren bei Vermisstensuchen, Brandfällen oder bei Überschwemmungen“, schildert Bock, der gleichzeitig Kreisbrandmeister und Kommandant der Feuerwehr Roschau ist. Bock weiß aus Erfahrung, wie wertvoll der Drohneneinsatz sein kann. „2021 war ich mit einigen Mitgliedern der UG-ÖEL während des verheerenden Hochwassers im Ahrtal im Einsatz. Etliche Gebiete waren nicht mehr zugänglich, ohne uns selbst in Lebensgefahr zu begeben. Da hätten wir eine Drohne gut gebrauchen können.“

Datenschutz und Verbotszonen

Aktuell werden die Mitglieder geschult. Sie machen Drohnenführerscheine, um das Gerät später sicher fliegen zu können. „Zuerst erwerben sie einen EU-Kompetenznachweis. Anschließend nehmen sie an einer BOS-Drohnenpilotenschulung teil“, sagt Neumeier, der selbst über den großen Drohnenführerschein verfügt. Die BOS-Schulung ist speziell auf Feuerwehren ausgelegt und lehrt, wie die Drohne etwa bei Personensuchen eingesetzt werden kann und worauf man bei Flugverbotszonen, „beispielsweise in Grafenwöhr“, achten muss. Auch der Datenschutz spiele eine wichtige Rolle, denn „bei allen Aufnahmen handelt es sich um sensible Daten, die nur für den internen Gebrauch verwendet werden dürfen“, erklärt Bock. Sind die Schulungen erfolgreich abgeschlossen, muss der jeweilige Pilot noch zehn Übungsstunden machen, um die Drohne im Ernstfall fliegen zu dürfen.

Ab Juni soll die Drohne eingesetzt werden. Die Einsatzszenarien: vielseitig. Mit Hilfe der Drohne können sich die Einsatzkräfte einen schnellen Überblick bei Bränden, Unfällen und Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Sturmschäden verschaffen. „Durch die Echtzeitbilder, die durch eine Cloud an sämtliche Geräte übermittelt werden können, können sich die Einsatzkräfte ein schnelles Bild der Lage machen und entsprechend agieren“, erklärt Bock. Gleichzeitig erkennt die Drohne durch ihre Wärmebildfunktion Hotspots und Glutnester, etwa bei Wald- oder Häuserbränden. Ein weiterer Einsatzbereich ist das Erkunden und Kartieren von schwer zugänglichen Gebieten. „Gleichzeitig können wir Gefahrenstellen, etwa instabile Häuser, Hochwassergebiete oder Gefahrenstoffaustritte beobachten und entsprechend schnell handeln.“ Eine wichtige Rolle wird die Drohne auch bei der Suche nach vermissten Personen einnehmen. „Zu derartigen Einsätzen werden wir rund zehn Mal pro Jahr gerufen“, sagt Bock.

Warnender Lautsprecher

Der Kreisbrandmeister stellt die Kamera der Drohne auf Wärmebildfunktion um. Auf den grauen Aufnahmen ist der Stützpunkt der UG-ÖEL von oben zu erkennen – und mehrere rote Flecke. „Sobald etwas wärmer als die Umgebung ist, ändert sich die Farbe. Hat sich beispielsweise eine Person im Wald verirrt, können wir sie damit aufspüren. Das geht deutlich schneller, als das ganze Gebiet vom Boden aus mit dutzenden Personen abzusuchen. Dank des 200-fachen Zooms können wir gut erkennen, ob es sich wirklich um eine Person oder ein Tier handelt.“ Durch einen Lautsprecher an der Drohne ist es künftig zudem möglich, die Bevölkerung in Gefahrensituationen zu warnen. „Natürlich ist sie auch für die Dokumentation enorm wichtig, etwa für die Nachbesprechung oder die Analyse des Einsatzgeschehens“, sagt Bock.

Drei Personen werden bei Einsätzen für die Drohne zuständig sein. Ein Pilot, ein Luftraumbeobachter und ein Flugleiter, der alle wichtigen Informationen an die restlichen Einsatzkräfte übermittelt. Auch sonst ist die UG-ÖEL technisch hochmodern ausgestattet. „Wir arbeiten mit einer Einsatzleitsoftware sowie mit digitalen On- und Offline-Karten. Gleichzeitig verfügen unsere Einsatzfahrzeuge über Funk-Arbeitsplätze, die mit acht PCs, Tablets und GPS-Tracker ausgestattet sind“, sagt Neumeier. „Zudem haben wir Whiteboards, einen Beleuchtungssatz, ein großes Stromaggregat und ein Schnelleinsatzzelt. Alles, was im Ernstfall wichtig ist“, sagt Bock. Ein wenig wird es noch dauern, bis auch die Drohne ihren festen Platz im Einsatzwagen findet. „Aber wir freuen uns darauf, endlich mit ihr arbeiten zu können, sobald alle Schulungen erfolgreich abgeschlossen sind“, betont Bock.

 

Hintergrund:

Drohne: Leistung und Ausstattung

  • Gewicht: 3,2 Kilogramm
  • einsatzbereit in rund einer Minute
  • Kamera mit 200-fach-Zoom und 8K-Auflösung
  • Laserdistanzmesser bis zu 1200 Metern
  • flugtauglich bis zu Windstärke 8 (55 km/h)
  • maximale Höhe: 7000 Meter
  • maximale Flugzeit: 41 Minuten
  • ADS-B-Empfänger: Erkennung von weiteren Fluggeräten
  • Lautsprecher mit einer Reichweite von 200 Metern
  • Suchscheinwerfer mit bis zu 150 Metern Reichweite
  • Koordinatenermittlung von Objekten durch Laser-Entfernungsmesser
  • Wärmebildkamera